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Clipstick – Kaufen oder selber bauen?
Es ist Sommer und endlich Wochende! Du stehst unter der Route deines Begehrens.
Voller Tatendrang und beschwingt bist du bereit einzusteigen und das vertikale Glück mit jedem Atemzug auszukosten…
Du legst los und merkst, wie in deinem Hinterkopf die ersten Alarmglocken klingeln…
Du hast die Meter zum ersten Haken irgendwie unterschätzt und hängst jetzt ganz schön blöd da, zwischen Abspringen und vollem Risiko nach vorne.
Lösung?
Genau du hast es!
Clipstick!

Der Pongoose Climber 700 – 3in1 Clipstick | Foto: Afterthesend
Inhaltsverzeichnis
Wozu benutzt man einen Clipstick beim Klettern?
Ein Clipstick ist entweder dazu da, objektive Gefahren zu entschärfen oder um Zeit, Kraft und Haut beim Ausbouldern von schweren Routen zu sparen.
Objektive Gefahren entschärfen mit dem Clipstick
In vielen Routen oder gar ganzen Gebieten stellen erste, zweite, dritte… Haken eine potentielle Gefahrenquelle durch Bodenstürze dar.
Dabei ermöglicht ein Clipstick (abhängig von Modell) folgende Aufgaben vom Boden aus:
- Expresse einhängen mit und ohne Seil
- Kletterseil in hängende Expresse clippen
- Expresse aushängen
- Bürsten von Griffen
Das Vorhängen einer Exe mit Seil in den nächsthöheren Haken ermöglicht es dir, dass jede Stelle sicher ausprobiert und einstudiert werden kann.
Ebenso kann man das Seil in bereits hängende Expressen clippen. Und falls man eine bereits hängende Exe nicht mehr erreichen sollte, kann man solche mit dem Clipstick wieder aushängen.
Routen schneller Ausbouldern mit Hilfe des Clipsticks
Die zweite Einsatzdimension findet sich beim Ausbouldern von Routen am eigenen Limit. Oft kann man sich in schweren Routen von einem Haken zum nächsten bewegen ohne viel Klettern zu müssen. Auf diesem Weg erarbeitet man sich üblicherweise Stück für Stück die Route.
Hängt die Traumlinie allerdings stark über oder sind die Hakenabstände sehr weit kann es eine ganze Weile dauern bis man ohne genaue Kenntnis der Haltepunkte die richtige Bewegungsfolge für eine Sektion findet. Diese Fehlversuche und das ständige Hochziehen am Seil kosten viel Durchstiegspower und Haut, sodass der Einsatz eines Clipsticks eine sinnvolle Alternative darstellt.
Selbstverständlich hat es Vorteile, wenn man als versatiler Vertikalathlet auch jederzeit „oldschool“ ohne dieses Hilfsmittel auskommen kann. Aber Safety first!
Die unterschiedlichen Clipsticks im Vergleich
Aktuell sind folgende Lösungen verbreitet:
Alle haben ihre Vorzüge und Nachteile, die im Folgenden abgewogen werden.
Clipstick selber bauen
Einen Clipstick selber zu bauen ist definitiv die günstigste und praktischste Variante. Man braucht hierzu keinerlei Extra-Material zu kaufen und zu tragen. Alles was man braucht ist ein Stock und etwas Übung.
Die Selbstbau-Variante des Clipsticks bietet zwei Funktionen:
- Exen in den Haken clippen
- Seil in Exe clippen
Wie geht das? Schau dir das Video an oder lies die Anleitung.
Zubehör:
Zuerst braucht man einen Stock, der die Distanz zwischen Arm und zu clippendem Haken überbrücken kann. Im allerbesten Fall bietet der Stock der Wahl eine Astgabel am oberen Ende.
Um damit eine Exe in die Wand zu zaubern, braucht es zusätzlich noch ein kleines Steinchen, eine Exe und das Seil.
So geht’s:
- Zuerst klemmt man das Steinchen in den geöfneten oberen Karabiner der Expresse, um sie offen zu halten.
- Als nächstes spießt man den Stocken in die obere Lasche des Stegs zum Karabiner, sodass dieser sich im besten Fall verklemmt.
- Nun noch das Seil soweit durchziehen und einclippen, damit man das Ende vom Boden erreicht. Jetzt den Stock und die beiden Seilstränge umgreifen und zum Haken führen. Sobald die Exe hängt, lässt sich das Steinchen mit einem Ruck am Seil lösen.
Der Pongoose Climber 700 – 3-in-1-Clipstick
Der Pongoose Climber 700 ist ein relativ neues Produkt aus England und wird nicht über große Plattformen und Onlineshops vertrieben. Die Erfinder haben all ihr Herzblut in die Entwicklung des wahrscheinlich besten Clipsticks auf dem Markt gesteckt und verkaufen diesen nun über die eigene Webseite europaweit.
Im Vergleich bietet er die ausgereiftesten Lösungen für das Ein- und Aushängen von Exen und Seil. Darüber hinaus gibt es eine passende Bürste und GoPro-Halterung als Extra-Funktionen.
Der Kopf ist abnehmbar und verstellbar, um unterschiedlichen Hakenpositionierungen zu entsprechen und bietet eine Öse für das Mitnehmen am Klettergurt.

Eigenschaften:
- Länge: max. 2,85m (72cm eingefahren ohne abnehmbares Kopfteil)
- Gewicht: 600g
- Material: Kopf und Gestänge aus Aluminium mit Plastikteilen
- Preis: ca. 94€ + Versandkosten aus UK
Der Betastick und Betastick EVO
Der Betastick ist die wohl bekannteste Problemlösung und wurde am Fels von jedem schonmal bestaunt.

Der alte und schwer populäre Betastick Standard
Verbreitet ist der schwarze Teleskop-Stab mit blauem Kopf, jedoch hat der Hersteller kürzlich eine überarbeitete Version mit grünem Kopf herausgebracht. Die blaue Version ist im Augenblick noch erhältlich, aber wird wohl nicht mehr hergestellt.
Den Plastikkopf des Betastick EVO kann man nutzen um Exen einzuhängen, das Seil in hängende Exen zu clippen, Exen auszuclippen oder aber auch als verlängerten Bürstenarm. Eine passende Bürste zum Putzen wichtiger Cruxgriffe ist teilweise im Lieferumfang enthalten.
Aufgrund der geringen Dicke wird das Gestänge im obersten Abschnitt ziemlich dünn und vielleicht fast schon windig. In der blauen Version hat es regelmäßig Probleme mit dem Fixieren des Stabes in der gewünschten Länge gegeben. Der Betastick EVO bietet nun ein neues Verschlusssystem auf den Stabelementen, dass hoffentlich besser funktioniert.
Eigenschaften:
Der Clipstick wird in den drei Varianten Ultra Compact (0,55 m – 2,38 m), Super Standard (0,74 m – 3,74 m) und Ultra Long (1,13 m – 6, 48 m) angeboten
- Gewicht: keine Angabe vom Hersteller
- Material: Kopf aus Plastick (Spritzguss) und Gestänge aus Aluminium mit Plastikteilen
- Preis: ca. 60 € bis 80 €
Panikexe – Der kleine Bruder des Clipsticks
Eine Panikexe ist unterscheidet sich in zwei Punkten von einer normalen Expresse. Zum einen lässt sich der obere Karabiner im offenen Zustand fixieren, sodass er erst beim Einhängen zuschnappt. Und zum anderen ist der Steg länger und steif.
Eine Panikexe kommt dann zum Einsatz, wenn man während des Vorstiegs zu kurz ist, um den nächsten Haken aus der Kletterposition zu clippen. Durch den langen, fixiertern Steg mit offenen Karabiner gewinnt man oft die entscheidenden Zentimer, die zum clippen einer normalen Expresse fehlen.
Es gibt verschiedene Lösungen unterschiedlicher Hersteller, die sich im wesentlichen allerdings nicht groß unterscheiden.
Fazit
Welcher Clipstick ist nun der Beste? So pauschal lässt sich das nicht sagen. Der qualitativ hochwertigste Clipstick ist wohl der Pongoose Climber 700, jedoch hat das auch seinen Preis. Mit seiner maximalen Reichweite von 2,85m zusätzlich zur eigenen Körpergröße sollten sich damit die allermeisten ersten und zweiten Haken gut einhängen lassen. Zukünftig wird es auch längere Stäbe geben, die dann auch einzeln nachbestellbar sein werden.
Der Betastick EVO hat wohl im Vergleich zur Vorversion an Qualität zugelegt. Jedoch lässt sich der Kopf nicht abnehmen und sollte Stab oder Kopf etwas zustoßen, braucht man einen komplett neuen Clipstick.
Bei Pongoose lässt sich hier jeweils das Ersatzteil einzeln beschaffen. Aktuell bietet der Betastick jedoch die größte Reichweite für das Clippen vom Boden mit bis zu 6,5 Metern zusätzlich zu eigenen Größe in der längsten Version. Damit kann man so manche Frankentour auch ganz vorclippen.
Ganz besonders sticht hier im Vergleich natürlich der spontane Eigenbau hervor, der immer dabei ist, nichts wiegt, ökologisch abbaubar und umsonst ist.
Welche Variante nun die richtige ist, hängt von den eigenen Bedürfnissen und Plänen ab. Zusätzlich empfiehlt es sich auf jeden Fall auch eine Panikexe im Rucksack zu haben. Gerade dort, wo der Clipstick nicht mehr hinkommt und trotzdem Probleme mit dem Clippen des Hakens bestehen, ist eine Panikexe* Gold wert.
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