Die fünf coolsten Überhänge im Frankenjura

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Das Klettern im Frankenjura oder auch in der „fränggischen“, wie das im Fachjargon heißt, ist berühmt berüchtigt für seine kurzen und boulderlastigen Routen. Außerdem für die halsbrecherische Absicherung in vielen leichteren Routen und international sogar für besonders harte Bewertungen. Nichtsdestotrotz ist die fränkische Schweiz der deutsche Kletter-Hotspot schlechthin und seit Jahrzehnten fester Bezugspunkt auf der internationalen Kletterlandkarte.

Klettern im Frankenjura

Das Andeltodrom bei Waischenfeld ist einer der In-Felsen der letzten Jahre mit guten 8ern und 9ern.

 

In diesem Artikel erwartet dich meine Auswahl der fünf besten und tollsten Überhänge im Frankenjura. Ausgewählt nach vielen handverlesenen Gesichtspunkten, die uns moderne Sportkletterer eben glücklich machen.

Geliebt von vielen und von noch mehr noch nicht mal besucht. Wahrscheinlich aufgrund der abschreckenden Erzählungen über das Klettern im Frankenjura, die so durch die Welt geistern. In der Regel kommt aber wieder, wer einmal da war. Und für mich kann ich sogar das Glück in Anspruch nehmen die weiten Wälder und Wiesen mit den vielen Hundert verstreuten Wändchen und Felsen mein Heimatgebiet zu nennen. Alle Felsen in diesem Artikel und noch viele hundert mehr findest du in den Bänden 1 und 2 der Frankenjura Kletterführer von Panico.*

Warum fünf Überhänge? Steile Kletterei hat mich schon immer angezogen und tut es bis heute. Steil? Geil! Höhle? Ohja! Das Klettern nahe der Horizontalen ist durch seine Wildheit, Athletik und Brutalität der Stoff aus dem Kletterträume geschmiedet werden. Und obendrein zählen die Felsen der Liste allesamt zum Feinsten, dass der fränkische Kalk hervorgebracht hat.

 

Fünf der besten Felsen zum Klettern im Frankenjura

Allen vorgestellten Felsen ist gemeinsam, dass man schon teilweise ab dem siebten, aber vor allem im achten und neunten Schwierigkeitsgrad UIAA dort richtig Gas geben kann mit breiter Routenauswahl.

Grüne Hölle

Die zwei Hauptsektoren lassen sich im unteren Teil als steil und im oberen als sonnig technisch beschreiben. Die Grüne Hölle liegt in einer Senke im Wald hoch über dem Trubachtal und ist überraschend schnell trocken und strotzt auch lange dem Regen. In allen Sektoren gibt es insgesamt 39 Routen zwischen 5 und 11. Die meisten davon sind auch noch gut.

Klettern in Franken

Andi vor langer Zeit in der Isolation (8-)

Fränkische Schweiz Klettern

Glenn in Range Rover (7)

Highlight im unteren Teil ist die Route Range Rover (7, 6b) für die es im siebten Grad ein fast waagerechtes Dach mit anschließendem Mantle zu erkämpfen gilt. Ebenso finden sich weitere supersteile Megaklassiker jeweils im 8., 9. und 10. + 11. Grad. Besonders populär sind die Routen Isolation (8-, 6c+), Vögeln verboten (9+, 8a) und Bastard (10-/10, 8b).

Oben auf den Überhängen sitzt in sonniger Erwartung eine wundervolle, leicht überhängende hellgraue Wand mit gewohnt gruseligen 5ern, dem Ebbelwoi Express (7, 6b) und dem Klassiker Heinz Schenk (8, 7a).

Übrigens findest du alle Felsen und Routen aus diesem Artikel in den Kletterführern Frankenjura 1+2 vom Panico Alpinverlag*. Oder stets aktuell auf Frankenjura.com. Der Jahreszugang kostet 16,90 €. Die App ist leider nicht allzu zuverlässig, daher arbeite ich meistens mit Screenshots der Website.

 

Diebesloch

Unscheinbar am Straßenrand hinter dichtem Bewuchs im felstechnisch üppig bestückten Kleinziegenfelder Tal wartet das Diebesloch in zwei Etagen. Unten gibt es schöne 7er und auch zwei 8er. In der oberen Etage steht nur getrennt durch ein verschlungenes, aber sausteiles Pfädlein der eigentliche Schatz. Beziehungsweise steht er da nicht, sondern hängt sausteil über deinem Kopf.

Diebesloch Klettern im Frankenjura

Der obere Teil des Diebeslochs. Foto: www.lezkyne.cz

 

Es gibt insgesamt 20 Routen zwischen 6+ und 9-, davon acht im 7. Grad und fünf im 9. Grad.

So richtig lohnt sich der 30 Meter Zustieg schon im Quergang (7+, 6b+) in Form weiter Züge einmal schräg durch die halbe Wand. Der nächste Schritt nach oben ist die Blutspur (8-/8, 7a), die auf Frankenjura.com mit folgendem Text beschrieben wird:

„Supergeile Route mit etwas kniffliger, aber nicht schwieriger Stelle am ersten Bühler. Danach stark überhängende Henkelei an guten Griffen. Reicht deine Ausdauer, oder mußt du kurz absitzen? Die Belohnung folgt beim Abbauen und Aushängen des letzten Hakens. Du verläßt das Nest, breitest die Schwingen aus und fliegst direkt ins Kleinziegenfelder Tal hinaus. Nach ein paar Runden landest du wieder auf sicherem Boden…“

Ab dem unteren neunten Grad kann man im Diebesloch so richtig abräumen und mehrere 5-Sterne Routen des Frankenjura probieren und klettern. Der Sledgehammer (9-, 7b+) bietet onsightfreundliche und kräftige Züge an großen Griffen mit kniffligem Finale. Leider ist er aber oft feucht.

Superklassiker ist hier Beavis and Butthead (9-, 7b+) und vielleicht nicht ganz leicht für den Grad, aber jede Anstrengung wert. King Lui (9, 7c) führt über einen knackigen Einstieg mit weiten Zügen in die obere Crux von Beavis und Butthead und ist die schwerste und ausdauerndste Route am Fels und ebenfalls sehr empfehlenswert. Zugegeben gibt es hier auch ein paar be-hatschi-ssene Routen, aber der Großteil macht richtig Spaß.

 

Illafels oder Illafelder Grotte

Der Illafels oder auch die Illafelder Grotte fügt sich märchenhaft in eine dunkelgrüne Waldlandschaft. Oft trifft man hier auch mal ein Reh oder spielende Wiesel und großäugige Siebenschläfer. Von Erlangen aus fast der am schnellsten zu erreichende Fels. Es gibt 9 Routen zwischen 8- und 10-/10.

Klettern am Illafels im Frankenjura
Petter klettert den Warmduscher in der fränkischen Schweiz

Peter klippt den Umlenker im Warmduscher

In der eigentlichen Höhle erwartet den vom 3,5-minütigen Zustieg erschöpften Kletterer wahnwitzig athletische Kletterei an ergonomischen Griffen in kreuzenden Linien durch das Höhlendach. Los geht der Spaß am linken Rand mit dem Warmduscher (8, 7a), der einige dynamische Züge an großen Griffen verlangt. Schon sehr viel steiler sind der Lutscher (9, 7c) mit dem selben Einstieg und eins weiter rechts der noch populärere Ringbandschoner (9+, 7c+). Verbindet man den Einstieg des Ringbandschoners mit dem sprunghaften oberen Teil des Lutschers klettert man die Kombination (9/9+, 7c+) und verschmilzt das beste beider Touren zu einem ausdauernden Athletikfeuerwerk. Vom rechten Rand zieht sich die Dynamisch Tirol (9+/10-, 8a) durch das ganze Dach und erwartet vollen Einsatz, Boulderstrom, Dynamik und ein bis zwei der hier eher seltenen Knieklemmer. 

Terrarium

Das Terrarium liegt über Waischenfeld an einem Hang mit südlicher Ausrichtung und herrlichem Blick über weite Wälder. Es ist nicht besonders hoch oder besonders lang, aber dafür extra steil.

Der Fels hängt 45° Grad über und bietet boulderartige fränkische Lochkletterei in perfektem weißen Fels. Es gibt sechs kurze Routen ausschließlich im 8. und 9. Grad. Besonders interessant ist die Wand auch für Boulderer, die mal Seilklettern wollen. Außerdem bleibt das Terrarium quasi immer trocken und ist an kalten Frühlingstagen schön warm.

Fränkisches Klettern

Das Terrarium sieht richtig lecker aus. Foto: www.lezkyne.cz

Richtig gut sind O. W. – bald Kai Paulchen mehr (8, 7a), Wishing on a star (9-, 7b+) und die Monokultur (9+, 8a). Für den Aspiranten in Wishing on a Star versteht sich eine solide 2-Fingerlochpower und gute Fußtechnik von selbst. In der Monokultur, die man mit oder auch ganz ohne Monos klettern kann, sind die Griffe dann noch kleiner und die Züge weit. Und die Tritte… sie sind rar.

 

Andeltodrom

Wenige hundert Meter Luftlinie entfernt liegt das Andeltodorm. Ähnlich wie das Terrarium, aber hitze- und sommertauglich in Richtung Norden ausgerichtet. Hier gibt es zusätzlich zu vier Routen im 8. und vier im 9. Grad ein paar Aufwärmrouten. Deren Absicherung fordert allerdings aufmerksames Sichern.

Jumanji (9-, 7b+) und Chumbawamba (9-, 7b+) sind zwei der meistbegangenen fränkischen 9- Routen und richtig gut. Etwas härter in der Gangart ist Hakuna Matata (9, 7c) mit einem knallharten Boulder in der Mitte. Ich probiere die Route alle paar Jahre wieder, aber irgendwie bringe ich einen Zug einfach nicht zustande. Klettert man den Einstieg von Hakuna Matata in den Ausstieg und Crux von Jumanji entsteht die Route Esoterik und Porno (9+, 8a). Wurde mal als „der Protoyp einer fränkischen Ausdauerroute“ bezeichnet mit zwanzig kontinuierlich schweren Zügen ohne Atempause.

 

Was ist dein liebster steiler Fels im Frankenjura? Habe ich einen vergessen? Schreibe gerne einen Kommentar.

Du kannst dir diesen Artikel einfach ausdrucken und auf deinen nächsten Frankenjuratrip mitnehmen. Ich wünsche viel Spaß!

4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Michl Renner
    12. Juli 2017 14:00

    na wenn man 5 nur auswählen soll ists ja klar dass etliches auf der strecke bleiben muss.
    mein highlight wäre die eherbacher wand im nördlichsten fj. megasteil, gute keulerei, viel im 7./8. grad.

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