Technik-Übung: Silent Feet – Ein alter Hut?

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„Benutz deine Füße!“, so schallt es tagtäglich 743 mal in Deutschlands Kletterhallen durch den Raum. Und 741 mal löst dieser Ratschlag Verwirrung und Stress in den jeweiligen Opfern aus. Nicht, dass es eine schlechte Idee wäre seine Füße beim Klettern zu benutzen, lediglich ist die Aufforderung nicht besonders präzise und damit nicht hilfreich bzw. spontan umsetzbar.

Auf dem Weg in den Kletterolymp (oder beim Zustieg dahin) stolpert jeder Athlet seit mittlerweile Generationen irgendwann über die Übung „Silent Feet“. Denn saubere Tritttechnik ist eine Fähigkeit, die es unterwegs zu meistern (oder zumindest zu üben) gilt.

Silent Feet

Hannah vertraut ihren perfekt abgesetzten Füßen auf den nicht vorhandenen Tritten irgendwo im Zillertal. Foto: Archiv

Wie stellt man seine Füße? Zuerst wählt man einen Tritt aus. Dabei schätzt man ein, welcher Teil des Tritts die beste Ausgangsposition für den nächsten Zug bietet und setzt anschließend seinen Fuß genau dorthin (meistens der Abschnitt, der die meiste Reibung bietet). Fertig.

Klingt simpel, aber fällt jedem ohne Training schwer.

Woran erkennt man unsaubere Tritttechnik?

  • Ein lautes „Tock“, wenn der Fuß irgendwo auf dem Tritt aufprallt
  • Der Fuß dockt schwungvoll an der Wand an und schmiert dann abwärts bis er auf etwas mit zu viel Reibung (auch Tritt genannt) hängen bleibt
  • Der Schuh wird abgesetzt und dann anschließend 2-3x in die richtige Position gewippt

Die Übung besteht darin, die jeweiligen Routen oder Boulder komplett geräuschlos hinaufzutanzen (Silent Feet). Ebenso ist Nachwippen ein Tabu. Selbst, wenn man das manchmal nicht hören sollte.

Das ganze dauert ungefähr den Rest deines Lebens oder wahlweise 10.000 Stunden.

 

Boulderauswahl

Am bequemsten trainiert es sich in der Kletterhalle oder Boulderhalle, weil die hohlen Wände knallhart jede Unsauberkeit offenbaren. Ebenso gut lässt sich die Übung aber auch am Fels in das Aufwärmprogramm einfügen.

Hört sich relativ einfach an und stellt sich dann als überraschend anspruchsvoll heraus. Insbesondere, weil das Ziel darin besteht wirklich kein Tönchen zu machen. Daher fange mit der leichtesten Schwierigkeit an, die dir zur Verfügung steht. Meistere diese und arbeite dich schrittweise nach oben.

Du wirst selbst merken, wann du bereit bist für die nächste Schwierigkeitsstufe.

Insgesamt 1-3 schwerer werdende Boulder bzw. Routen pro Trainingseinheit abhängig davon wie schnell du dein Problem fehlerfrei bewältigst.

 

Ablauf

Nachdem du das leichteste Kletterproblem in deinem Umfeld lokalisiert hast, bewegst du dich langsam aber effizient auf dieses zu, pfefferst deine Chalkbag auf die Matte und begibst dich in Angriffstellung. Sobald angekommen, schaust du dir die Griffe und Tritte an und planst deine Kletterei.

Jetzt ist es Zeit Hand anzulegen und Füße perfekt und elegant zu stellen. Silent Feet bedeutet kein Tönchen, also mucksmäuschenstilles Setzen deines großen Zehs auf die gewünschte Stelle des auserkorenen Tritts.

Bewege dich so schnell wie möglich, aber so langsam wie notwendig um ein perfektes Absetzen des Schuhs zu garantieren.

Es mag möglicherweise doch vorkommen, dass du einen Fehler machst…

Du kannst dann entweder abspringen und von vorne anfangen oder du vergibst dir selbst und zählst deine Fehltritte mit. Beim zweiten Versuch machst du dann hoffentlich keine Fehler mehr. Falls doch, beginnen wir die Reise eben wieder von vorne bis der Boulder oder die Route fehlerfrei abgetanzt ist.

Am besten ist die Übung angesiedelt in den ersten 10-15 Minuten nach dem Aufwärmen. Baue sie in jede Trainingseinheit ein und dann reicht diese kurze Zeitspanne auch aus um schnelle Fortschritte zu machen.

Ich merke immer schon in der selben Trainingseinheit, dass ich viel aufmerksamer klettere und jeder schön abgesetzte Fuß gibt mir einen kleinen Endorphinschub.

Viel Spaß!

4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Ich mache das immer beim Kletterteil des Aufwärmens – und zwischendrin, wenn ich Lust habe 😉

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  • mir gefällt Dein Schreibstil. Sachlich hast Du auch recht.

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  • Mir ist das nur echt zuwenig an Info.
    Hinter leisem Treten steckt weit mehr Technik, als es zu fokussieren.
    Stichwort wie unbelastetes Steigen und wie mach ich das genauer (z.b. Knie-, Hand oder Ellbogen-Stützen)

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    • Bin mir nicht ganz sicher, was du meinst. Wie man jetzt aber leise antritt ist meiner Ansicht nach keine Technik, die man allgemein erklären könnte.

      Es ist eher das intuitive Wissen um Balance, dass leises Treten in verschiedenen Situationen ermöglicht. Und das lernt man am besten durch Ausprobieren = Üben = viel klettern.

      Du kannst aber gerne auch noch genauer nachfragen, wenn ich dich jetzt nicht an der richtigen Stelle abgeholt habe.

      Grüße

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